Die Therapie von Gicht erfolgt in erster Linie durch Medikamente, aber auch durch eine purinarme Ernährung. Meist ist die entsprechende Ernährungsumstellung für viele Betroffene zunächst gewöhnungsbedürftig. Da fettiges Fleisch sehr purinreich ist, sollte darauf bei Gicht möglichst vollständig verzichtet werden. Insgesamt sollte man nicht mehr als 600 Gramm Fleisch in der Woche verzehren, außerdem auf Alkohol und Softdrinks verzichten. Übergewicht sollte bei Gicht langsam abgebaut werden. Dabei sollte man aber höchstens ein Kilogramm pro Monat abnehmen, weil ein zu rapider Gewichtsverlust unter Umständen einen Gichtanfall hervorrufen kann.
Die Medikamente zur Therapie von Gicht werden vor allem danach unterschieden, dass manche Arzneimittel bei einem akuten Gichtanfall eingenommen werden sollten, andere in den Zeiten zwischen den Gichtanfällen zur Vorbeugung eines Anfalls.
Wenn ein akuter Gichtanfall auftritt, klagen die Betroffenen häufig über Schmerzen und eine gewisse Berührungsempfindlichkeit. Dies ist meist am großen Zeh der Fall. Umschläge zur Kühlung können hier für eine erste Linderung sorgen. Wenn der Zeh oder Fuß Gicht aufweist, sollte man den Fuß hoch lagern. Zwei bis drei Liter Flüssigkeit am Tag sind für Menschen mit Gicht besonders wichtig. Tees, die den Stoffwechsel ankurbeln, gelten als hilfreich. Dies ist z. B. bei Brennnesseltee oder grünem Hafertee der Fall. Aber auch Mineralwasser ist für Gichtpatienten eine gute Wahl. Die Zufuhr an Flüssigkeit trägt dazu bei, dass die Harnsäure über den Harn ausgeschieden wird.
Ärzte raten von einer Selbstmedikation mit Schmerzmitteln ab. Insbesondere der Wirkstoff Azetylsalizylsäure wird bei Gicht in der Regel nicht empfohlen, da er den Harnsäurespiegel ansteigen lassen kann. Der Gang zum Arzt ist bei Gicht unumgänglich. Dieser kann beispielsweise nichtsteroidale Antirheumatika anordnen, die gegen die Entzündungen vorgehen. Auch Colchicin oder Kortison können zur medikamentösen Behandlung von Gicht infrage kommen. Colchicin wirkt direkt gegen die kristallinen Ablagerungen, ist aber ein Zellgift und sollte daher nicht in der Schwangerschaft oder bei Kinderwunsch eingenommen werden. Auch Kortison kann einen Gichtanfall hemmen, wird aber meist nur dann zur Therapie von Gicht verschrieben, wenn bestimmte Komorbiditäten, also Begleiterkrankungen, vorliegen oder nichtsteroidale Antirheumatika und Colchicin nicht infrage kommen. Interleukin-1?-Antikörper können ebenfalls den Schmerz, die Druckempfindlichkeit und die Schwellung dämmen.
Bei Gicht kann das Arzneimittel Allopurinol verabreicht werden, welches die Herstellung der Harnsäure im Körper hemmt. Daher nennt man es ein Urikostatikum. Alternativ gibt es weitere Urostatika, welche vor allem dann eingesetzt werden, wenn die Harnsäure gesenkt werden soll und schon Ablagerungen vorliegen. Ferner gibt es noch die Urikosurika, beispielsweise Benzbromaron, die dazu führen, dass die Harnsäure besser über den Urin ausgeschieden wird. Die Urikolytika sind eine Alternative zu den Urikostatika, werden aber meist nur bei entsprechenden Kontraindikationen und bei schweren Verläufen eingesetzt.
Wenn ein Gichtanfall vorbei ist, gilt es, einen weiteren möglichst zu verhindern. Allopurinol kann langfristig eingenommen werden. Problematisch ist allerdings, dass die Medikamente zur Harnsäureregulierung zu einer Umverteilung der Harnsäure im Körper führen, was einen erneuten Gichtanfall auslösen kann. Daher sollte gleichzeitig Colchicin eingenommen werden. Ist dies nicht möglich, sollte der Arzt auf nichtsteroidale Antirheumatika oder Kortison zur Vorbeugung eines erneuten Gichtanfalls ausweichen.
Bei schweren Verläufen von Gicht kann es zu weiteren Einschränkungen kommen, so können sich beispielsweise Tophi, entzündliche Knoten, bilden sowie eine erhebliche Deformation der Gelenke und Einschränkung der Bewegungsfähigkeit auftreten. Viele dieser Betroffenen haben zudem eine starke Nierenschwäche und andere Begleiterkrankungen. Vor allem bei schweren Tophi sollte ein niedrigerer Harnsäurewert unter 297,5 µmol/l (5 mg/dl) angestrebt werden, weil diese sich dadurch meist schneller zurückbilden.
Fedor Singer